Warnstreikauftakt mit IG Metall-Vorständin Nadine Boguslawski direkt nach Ende der Friedenspflicht um Mitternacht. Komplette Nachtschicht der Volkswagen Osnabrück legt die Arbeit nieder – über 250 Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Alle Beschäftigten der Nachtschicht der Volkswagen Osnabrück GmbH folgten dem Aufruf der IG Metall und legten unmittelbar nach Auslaufen der Friedenspflicht in der Nacht von Montag auf Dienstag die Arbeit für 2 Stunden nieder.
„Die Tarifverhandlungen laufen seit Mitte September, doch getan hat sich viel zu wenig. Das vorliegende Angebot der Arbeitgeber ist zu dürftig, als dass es eine schnelle und ausreichende Antwort auf den anhaltenden Preisdruck der Beschäftigten ist. Ein Angebot mit einer erst späten Entgelterhöhung, das nicht einmal die erwartete künftige Inflation ausgleicht, ist für die Beschäftigten inakzeptabel. Mit Blick auf die Fachkräftesicherung droht die Branche ins Hintertreffen zu geraten. Deshalb haben Auszubildende deutlich mehr verdient, als sie bekommen." so Nadine Boguslawski, Tarif-Vorständin der IG Metall.
„Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben haben das hohe Bedürfnis, den Arbeitgebern den Ernst der Lage zu demonstrieren. Warnstreiks in den Betrieben sind jetzt nötig, damit sich am Verhandlungstisch etwas deutlich und schnell bewegt. Niemand will, dass die Tarifrunde zur Hängepartie wird“ richtete sich Boguslawski mit deutlichen Worten Richtung Arbeitgeber.
„Mit schnellen und spürbaren Entgeltsteigerungen müssen die Arbeitgeber gerade jetzt ihren Beitrag gegen das Angst-Sparen leisten. Die Menschen brauchen Perspektiven und Geld zum Ausgeben. Eine Lohnzurückhaltung würde niemandem nutzen und die Lage der Unternehmen verschärfen. Eine bessere Binnenkonjunktur ist gerade jetzt auch ein hohes Interesse der Unternehmen. Auch dafür müssen sie ihren Beitrag leisten.“
Der IG Metall Vertrauensmann Markus Bensmann freute sich zunächst über die hervorragende Beteiligung. Neben den Nachtarbeitern ließen es sich in Summe über 250 Kolleginnen und Kollegen aus anderen Betrieben trotz der vorgerückten Stunde es sich nicht nehmen, am regionalen Warnstreikauftakt teilzunehmen und somit für die Tarifforderung der IG Metall einzutreten.
„Die Wut der Beschäftigten über das vollkommen unzureichende Angebot ist riesengroß. Das provozierende Angebot der Arbeitgeber aus der zweiten Verhandlung wird sehr heftig in der Belegschaft diskutiert - es brodelt gewaltig!“ erboste sich der IG Metall Vertrauensmann und spiegelte die Stimmung bezüglich der Tarifrunde aus dem Betrieb wider.
Die IG Metall-Jugend machte eindrucksvoll auf ihre besondere Situation und die Forderung nach 170 Euro mehr aufmerksam. Die beiden Jugend- und Auszubildendenvertreter Sebastian Vogel von Volkswagen Osnabrück und Maarten Streiter von Elster machten aus ihrem Unmut über das unkonkrete Angebot der Arbeitgeber in Sachen Ausbildungsvergütung keinen Hehl. „Zumindest haben die Arbeitgeber in der letzten Verhandlung erkannt, dass es überproportionale Steigerungen der Auszubildendenvergütungen braucht. Da sie allerdings nicht in der Lage sind, dies konkret zu beziffern, braucht es nun ein wenig Anschubhilfe für die Tarifverhandlungen. Die Jugend ist die Zukunft!“
IG Metall: zu wenig – zu lang – zu spät
„Kurz gesagt, es ist zu wenig, es kommt zu spät und die Laufzeit von 27 Monaten ist viel zu lang! Wir haben dieses Angebot als enttäuschend zurückgewiesen. Die Arbeitgeber zeigen bei Freistellungszeiten und Ausbildungsvergütungen zwar guten Willen, letztendlich aber auch nichts Konkretes. Die angebotene Entgelterhöhung ist weit entfernt von einer vernünftigen Lösung“, so Stephan Soldanski, 1.Bevollmächtigter der IG Metall Osnabrück.
„Die Arbeitgeber haben in der letzten Runde eine Chance zur Lösung verpasst! Bei der nächsten Gesprächsrunde müsse die Gegenseite dazu nun substanzielle Vorschläge auf den Tisch legen. Wir erwarten am 04. November ein Angebot, auf dessen Basis man dann in einen konstruktiven Verhandlungsprozess einsteigen kann.“ so Soldanski weiter. „Die Arbeitgeber sagen seit Wochen, sie wollen eine schnelle Tarifrunde und damit schnell Sicherheit und Klarheit für die Beschäftigten und Unternehmen. Bei diesem Angebot sind Warnstreiks nicht zu vermeiden. Es braucht dann doch mal wieder den notwendigen Druck der Beschäftigten.“
Zum Hintergrund: In der Metall- und Elektroindustrie sind bundesweit über 3,8 Millionen - im Tarifgebiet Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim rund 16.000 - Beschäftigte.
Die IG Metall fordert eine Entgelterhöhung von 7% für 12 Monate sowie eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro. Die Tarifverträge enden am 30. September. Die Friedensplicht – ab dann sind Warnstreiks möglich - endet in der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober.
Die Arbeitgeber unterbreiteten in der zweiten Verhandlung ein erstes Angebot: