Am 8. Februar erreichte die erste Warnstreikwelle in der Tarifrunde Eisen und Stahl auch das Stahlwerk in Georgsmarienhütte. Nachdem in den voraus gegangenen 3 Verhandlungsrunden nicht einmal ein Angebot der Arbeitgeber vorgelegt wurde, starteten am 4. Februar die ersten Warnstreiks der Beschäftigten der westdeutschen Eisen- und Stahlindustrie. In Georgsmarienhütte folgten heute über 400 Metallerinnen und Metaller dem Warnstreikaufruf der IG Metall.
An der Kundgebung vor dem Werkstor haben Beschäftigte der Georgsmarienhütte GmbH, GMH Blankstahl GmbH sowie der GMH Bahn + Service GmbH teilgenommen. Unterstützt wurden die Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Betrieben aus der Nachbarschaft.
Die Stahl-Arbeitgeber hatten auch in der dritten Tarifverhandlung der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie am vergangenen Freitag kein Angebot vorlegt. Siegfried Gervelmeyer, Betriebsratsvorsitzender der Georgsmarienhütte GmbH, bezeichnete die Haltung der Arbeitgeber als große Unverschämtheit. "Die Arbeitgeber müssen nicht so tun, als wäre unsere Tarifforderung nicht klar und verständlich," führte er weiter aus, schließlich hätten die Vertreter der IG Metall die Forderung mehrfach hinreichend und verständlich erklärt. Gervelmeyer betonte dabei sehr deutlich, "die Beschäftigten lassen sich nicht für dumm verkaufen und haben keine Lust auf solche Spielchen." Angesichts der besseren Jahre in der Stahlindustrie erwarten die Beschäftigten nun auch eine deutliche Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen.
"Beim Thema Arbeitszeit haben einige Stahl-Arbeitgeber die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt" so der Osnabrücker IG Metall-Bevollmächtigte Stephan Soldanski, der auch Mitglied der Verhandlungskommission ist. Während um die Stahlarbeitgeber herum nahezu alle gesellschaftlichen Kräfte feststellen, dass eine moderne Arbeitswelt ohne eine bessere Vereinbarkeit zwischen Leben und Arbeit nicht denkbar ist, mauern sich die Stahlarbeitgeber in alten Mustern ein. Statt die Arbeitszeiten zu modernisieren, halten die Stahlarbeitgeber weiter an ihrer Herr-im-Haus-Mentalität fest berichte Soldanski aus den Verhandlungen. "Diese Zeit ist aber Geschichte. Das machen die Streikenden hier und heute deutlich!" wandte sich Soldanski kämpferisch an die Streikenden Stahlarbeiter.
Auch an die Arbeitgeber richtete Soldanski deutliche Worte: "Wenn in der nächsten Verhandlung nicht endlich etwas Brachbares auf den Tisch kommt, werden wir noch eine Schüppe drauflegen. Der Tarifkoffer der IG Metall gibt durchaus noch ein paar andere Werkzeuge her!"
Gervelmeyer forderte die Streikenden auf, den Arbeitgeber für ihr Zeitspiel symbolisch die gelbe Karte zu zeigen: "Bewegen Sie sich endlich am Verhandlungstisch - sonst gibt's es ganz schnell von den Beschäftigten die rote Karte!"
Die IG Metall fordert für die 72.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 6 Prozent sowie eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütung. Eine Urlaubsvergütung von 1.800 Euro soll eine Wahloption für zusätzliche freie Zeit erhalten. Außerdem sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, Beschäftigungssicherung und Werkverträgen verlängert werden.
Die nächste Verhandlung findet am 18. Februar 2019 in Düsseldorf statt.