Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim

IG Metall macht Ernst: Erste Warnstreiks beginnen

  • 29.10.2022
  • Aktuelles, Metall- und Elektroindustrie, Bildergalerie

Warnstreikauftakt direkt nach Ende der Friedenspflicht um Mitternacht bei der Lear Corporation in Bersenbrück mit 230 Kolleginnen und Kollegen

Osnabrück/Bersenbrück Alle Beschäftigten der Nachtschicht der Firma Lear Corporation GmbH in Bersenbrück bei Osnabrück folgten dem Aufruf der IG Metall und legten unmittelbar nach Auslaufen der Friedenspflicht in der Nacht zu Samstag die Arbeit für 1,5 Stunden nieder.

„Während die Arbeitgeber in ihren Betten schlafen, wird Nacht für Nacht in den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie gearbeitet. Für diese Schufterei sollen die Beschäftigten mit einer, ich nenne sie mal übersichtlich und in manchen Punkten vollkommen unklaren Tariferhöhung abgespeist werden. Zudem verlangen die Arbeitgeber Zusagen für Einschnitte in bestehende Tarifverträge. Das ist eine Unverschämtheit, die die Beschäftigten vor die Werkstore treibt. Ab jetzt gibt es Druck, damit die Arbeitgeber endlich ein verhandelbares Angebot auf den Tisch legen“ empörte sich Carsten Maaß, Verhandlungsführer für das Tarifgebiet Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim von der IG Metall-Bezirksleitung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt zu den Streikenden vor dem Werkstor.

Erst vor ein paar Stunden wurden die regionalen Verhandlungen ergebnislos unterbrochen. Seit Juli ist die Forderung der IG Metall zur Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie bekannt: 8 Prozent mehr Entgelt für 12 Monate.

Tatsächlich präsentierten die Arbeitgeber am Freitagnachmittag ein in sich verknüpftes Angebot:

  • eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichprämie in Höhe von 3.000 Euro
  • die Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll 30 Monate betragen
  • eine konkrete tabellenwirksame prozentuale Entgelterhöhung, wie von der IG Metall gefordert, bieten sie nicht an – sondern stellen sie lediglich „in Aussicht“ – ohne konkret eine Zahl zu nennen
  • obendrein wollen die Arbeitgeber auch eine automatische Differenzierung und „Variabilisierung“– also die Möglichkeit tarifliche Zahlungen zu kürzen (z.B. Weihnachtsgeld)

Der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Lagemann freute sich zunächst über die hervorragende Beteiligung. Neben den Nachtarbeitern ließen es sich insgesamt über 230 Kolleginnen und Kollegen aus Spätschicht sowie Delegationen aus anderen Betrieben trotz der vorgerückten Stunde es sich nicht nehmen, am regionalen Warnstreikauftakt teilzunehmen und somit für die Tarifforderung der IG Metall einzutreten.

„Die Wut der Beschäftigten über die Hinhaltetaktik und das vollkommen unzureichende Angebot ist riesengroß. Das provozierende Angebot der Arbeitgeber aus der dritten Verhandlung wird sehr heftig in der Belegschaft diskutiert - es brodelt gewaltig!“ erboste sich der Betriebsrats-Chef und spiegelte die Stimmung bezüglich der Tarifrunde aus dem Betrieb wieder.

Die Arbeitgeber provozieren mit ihrer Blockadepolitik einen Arbeitskampf und treiben die Beschäftigten auf die Straße“ machte der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Osnabrück Stephan Soldanski deutlich und bewertete das Angebot “als absolute Magerkost“. Der Metaller bezeichnete den Warnstreik-Auftakt als deutliches Zeichen an die Arbeitgeber und kündigte weitere Warnstreiks bereits für die nächste Woche in der Region an.

Soldanski weiter: „Die Menschen brauchen jetzt eine deutliche dauerhafte prozentuale Entgeltsteigerung und nicht irgendwann und nur einmalig. Wir sind auf alle möglichen Szenarien, von kurzen bis längeren Warnstreiks bis hin zu 24-Std-Streiks und auch zur Urabstimmung vorbereitet!

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