„Allein in der Region Osnabrück schon knapp 300 Beschäftigte im Warnstreik!“ Vor dem Kontext der festgefahrenen Tarifverhandlungen im niedersächsischen Metallhandwerk und in der Landbautechnik hat die Tarifkommission der IG Metall für Warnstreiks in den Betrieben gestimmt. Nachdem auch die zweite Verhandlungsrunde am 12. März 2024 ohne Ergebnis blieb und die Arbeitgeber die nötige Bewegung am Verhandlungstisch vermissen lassen, sieht sich die Gewerkschaft zu diesen Maßnahmen gezwungen, um so den Druck auf die Gegenseite zur dritten Verhandlung Anfang April zu erhöhen.
Nun auch Beschäftigte bei Segler Fördertechnik im Warnstreik
Als logische Konsequenz in der schleppenden Tarifauseinandersetzung ruft die IG Metall zu Warnstreiks auf. Nachdem in dieser Woche 80 Mitarbeiter schon bei Cool it in Melle und 130 Beschäftigte bei Höcker Polytechnik in Hilter am Streik teilgenommen haben, haben heute 75 Beschäftigte bei Segler Förderanlagen in Berge die Arbeit niedergelegt. Der Warnstreik dauerte insgesamt eine Stunde von 09.15 Uhr bis 10.15 Uhr.
Nach über 20 Jahren gab es die ersten Warnstreiks in der Branche. „Die hervorragende Beteiligung zeigt, dass der Unmut bei den Beschäftigten groß ist!“ fasst Gewerkschaftssekretär Fabian Schaper von der IG Metall Osnabrück die erste Streikwoche in der Region zusammen. „Das ist ein deutliches Zeichen! Die Arbeitgeber müssen nun in der nächsten Verhandlung deutlich nachbessern und mit uns in ernsthafte Verhandlungen eintreten!“
Forderungen der IG Metall bleiben unbeantwortet
Die IG Metall verfolgt mit den Warnstreiks das Ziel, ihre Forderungen nach einer angemessenen Entlohnung durchzusetzen. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 7,3 %, um die Kaufkraft der 70.000 Beschäftigten in der Branche nachhaltig zu stärken. Zusätzlich setzt sie sich für ergebnisoffene Gespräche zur schrittweisen Einführung einer 32-Stunden-Woche ein, um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu verbessern, geschlechtsspezifische Ungleichheiten abzubauen und die Attraktivität des Arbeitsmarktes zu steigern. „Die Warnstreiks laufen außerordentlich gut. Die Beschäftigten haben trotz mangelnder Streikerfahrung klar gezeigt, dass sie hinter der Forderung der IG Metall stehen“, erklärt Fabian Schaper, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Metall in Osnabrück und Mitglied der Verhandlungskommission.
Enttäuschung über die Haltung der Arbeitgeber
Gewerkschaftssekretär Schaper fasst die Stimmung im Betrieb zusammen: „Alles wird teurer und die Arbeitgeber wollen die Kollegen mit Almosen abspeisen. Auch zur Arbeitszeit kommt von ihnen nichts Verbindliches“. Zuletzt hatten die Arbeitgeber vorgeschlagen, dass bei einer Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit die Auszubildenden jedoch ausgenommen werden müssen. „Wir werden in den Betrieben aber keine 2-Klassen-Gesellschaft dulden!“, fand Schaper deutliche Worte. Auch mit Blick auf Forderung nach einer tabellenwirksamen Entgelterhöhung zeigen sich die Arbeitgeber bisher zurückhaltend.
Bereits in der ersten Verhandlungsrunde zeichneten sich schwierige Gespräche mit der Gegenseite ab. Fabian Schaper, der auch Mitglied der Verhandlungskommission ist, betont: „Die Arbeitgeber signalisieren zwar Gesprächsbereitschaft bezüglich einer neuen Arbeitszeitregelung, aber es mangelt bisher an der notwendigen Entschlossenheit, diesen Schritt auch tatsächlich zu gehen.“ Wichtige Fragen zur Arbeitszeit konnten auch in der zweiten Gesprächsrunde nicht geklärt werden. Die Arbeitgeberseite brachte sogar neue Forderungen ein, die in der letzten Gesprächsrunde aus Sicht der IG Metall bereits geklärt waren.
Warnstreiks als notwendige Maßnahme
Die Warnstreiks sollen ein deutliches Signal an die Arbeitgeber senden und den Weg für eine Einigung in der Tarifrunde 2024 ebnen. Ein nächster Verhandlungstermin ist für Anfang April angesetzt - bis dahin wird die IG Metall weitere Betriebe in der Region Osnabrück zum Warnstreik aufrufen.